So sehen Pferde
Ein Pferd kann fast rundum sehen, lediglich direkt hinter ihm befindet sich ein Toter Winkel. Die Augen sitzen seitlich, so daß ein jedes ein anderes Bild aufnimmt. Nur wenn das Pferd geradeaus nach vorne sieht, wird die Information mit beiden Augen aufgenommen. Nur in diesem kleinen Bereich ist das Pferd dann in der Lage Dinge räumlich wahrzunehmen. Somit ist es nicht verwunderlich das ein Pferd, um sich sicher zu fühlen, genügend Kopffreiheit haben muß. Wird das Pferd beim Reiten zu sehr eingeengt kommt es nicht selten vor das es nur sehr widerwillig seine Arbeit verrichtet . |
Die nebenstehende Abbildung zeigt das Sichtfeld. Rechtes und linkes Auge nehmen unterschiedliche Bilder auf. Nur der kleine V-förmige Bereich vor dem Kopf wird mit beiden Augen erfaßt. Der weiße V-förmige Bereich im unteren Teil ist der Tote Winkel. Also ist es nicht verwunderlich das es kaum gelingen kann, sich einem Pferd unbemerkt zu nähern. | |
Das erkennbare Farbspektrum des Pferdes ist wesentlich geringer als das von uns Menschen. |
Die Panoramasicht des Pferdes wird mit dem Rundumgehör ergänzt. Das Pferd ist in der Lage seine Ohren, genauer seine Ohrmuscheln, nach vorne, zur Seite und nach hinten zu richten. Darüber hinaus ist es ihm möglich, mit der rechten oder linken Ohrmuschel verschiedene, ja diametral entgegengesetzte Positionen wahrzunehmen.
Während zum Beispiel das linke Ohr Geräusche, die von vorne kommen entgegennimmt, kann das rechte Ohr jene von hinten registrieren. Diese Fähigkeit ist allen Tiergattungen eigen, die von Raubtieren verfolgt werden. Jede Ohrmuschel wird durch 16 verschiedene Muskeln bewegt und kann um 180° gedreht werden. So ist das Pferd in der Lage seine Umgebung ständig unter Kontrolle zu halten.
Das Gehör und die Interpretation dessen, was es hört, sind für das Sicherheitsgefühl des Fluchttieres unerlässlich, jegliche Beeinträchtigung des Gehörganges können beim Pferd zu starken Störungen und zu gesteigerten Angstgefühlen führen, weil die Umgebung nicht mehr im ursprünglichen Ausmaße registriert werden kann.
Das Hörvermögen des Pferdes liegt weitaus über dem des Menschen. Ein menschliches Ohr nimmt Töne von 20 bis 20 000 Hertz wahr. Das Spektrum des Pferdes ist breiter, Töne von 25 000 Hertz sind problemlos wahrnehmbar.
Wie fein das Gehör sein muss, erklären Budelmann und Kathmann in ihrem Buch durch die Sensibilität des Pferdes gegenüber Erdbeben. Bereits vor dem Beben wird bei Pferden oft gesteigerte Unruhe wahrgenommen was darauf hinweist, dass diese Tiere in der Lage sind, niederfrequente geophysikalische Schwingungen wahrzunehmen.
Ein ähnliches Phänomen steht zur Diskussion: Warum finden Pferde auch in fremder Umgebung und absoluter Dunkelheit allein nach Hause? Diese Tatsache wird des öfteren beschrieben, die genaue Ursache, das heißt der genaue Funktionsmechanismus ist nicht bekannt. Ainslie und Ledbetter zitieren in ihrem Buch den erfolgreichen Züchter Federico Tesio, der über einen weiteren Sinn beim Pferd spekuliert, der es ihm möglich macht, elektrische oder andere Strahlungen von unbelebten Gegenständen über große Entfernungen empfangen zu können. Die Beteiligung der Ohren an diesem Phänomen streitet Tesio nicht ab, erwartet diese aber nicht in der gewohnten Weise. Solange die herausragenden Fähigkeiten der Pferde jedoch nicht wissenschaftlich untersucht werden, bleibt die Theorie über einen sechsten Sinn eben Theorie.